Höhere Entschädigungen gefordert
Contergan-Opfer im Hungerstreik
In einer evangelischen Kirchengemeinde in Bergisch Gladbach sind am Donnerstag (18.09.0acht) fünf Contergan-Geschädigte in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Ihre Forderung: höhere Entschädigungen.
Conterganpackung, Tablette; Rechte: apBild vergrößern
Einnahme folgenschwer
"Von der Rente, die der Staat zahlt, kann kaum jemand menschenwürdig leben", sagt Bernhard Quiel gegenüber WDR.de. Er ist einer von vier Contergan-Geschädigten und einer betroffenen Mutter, die am Donnerstag (18.09.0acht) um 14 Uhr in einen unbefristeten Hungerstreik getreten sind. Quiel :"Die Rente reicht vor allem dann nicht, wenn man pflegebedürftig ist. Vielen von uns droht mit Anfang 40 das Pflegeheim."
* WDR: Der Contergan-Skandal
Bis vor kurzem erhielten Contergan-Opfer eine Rente von etwa 550 Euro im Monat. Am 1. Juli 2008 verdoppelte die Bundesregierung diese Rente. Bernhard Quiel hält das zwar für den richtigen Weg, reichen werde diese Rente aber trotzdem nicht. Auch die Zusage der Firma Grünenthal, weitere 50 Millionen Euro für die Geschädigten zur Verfügung zu stellen, sieht Quiel kritisch: "Die Firma möchte die Betroffenen mit einem Trinkgeld abspeisen." Unterstützt wird der Hungerstreik von der Internationalen Contergan und Thalidomid Allianz (ICTA). In Großbritannien soll ein vergleichbarer Hungerstreik zu einer deutlichen Erhöhung der Entschädigungszahlungen geführt haben.
Bundesverband: Kein Kommentar
Margit Hudelmaier
Margit Hudelmaier, Vorsitzende des Bundesverbandes Contergangeschädigter, möchte den Hungerstreik in Bergisch Gladbach nicht kommentieren. "Mit uns ist das nicht abgestimmt", so Margit Hudelmaier. "Wir sind beauftragt, unseren Forderungskatalog abzuarbeiten, und das tun wir auch", erklärt die Vorsitzende weiter. Der Bundesverband ist federführend bei den Verhandlungen mit der Bundesregierung und der Firma Grünenthal über die Entschädigungen. Aktuell stehen Verhandlungen über eine Änderung des Gesetzes über die Conterganstiftung an. Das Gesetz muss neugefasst werden, damit die Gelder effektiver an die Geschädigten verteilt werden können. Nach Angaben des Bundesverbandes kamen weltweit rund 5.000 contergangeschädigte Kinder auf die Welt.