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Geschrieben von: Weissnix am: 19.11.10, 20:01:00
Ein Junge aus dem Preußenland berichtet:
Letztes Jahr im Sommer waren wir in Urlaub in Bayern.
Meine große Schwester Jessica, meine Eltern und unser
Hund Trabatoni. Ich war auch dabei und ich heiße Torsten
und bin sieben Jahre alt.
Meine Eltern waren schon öfter in Bayern, aber für mich
war es der erste Urlaub im Ausland, weil ich bisher nur
in Bibione war. Bayern wäre eigentlich sehr schön, aber
man sieht es kaum, weil überall Berge davorstehen und
es verdecken. Sehr cool sind manche Häuser. Sie sind
tätowiert, zum Beispiel mit einem Hirsch, einem Berg
oder einem Baum. Aber weil die Bayern das Wort "Tatoo"
noch nicht kennen, sagen sie "Lüftlmalerei" dazu.
Die Bayern sind lustige Menschen und lachen viel mehr
wie die Leute bei uns zu Hause. Sie mögen uns sehr,
denn wenn sie uns sehen, lachen sie noch mehr. Die
meisten Männer heißen Sepp oder Xaver, die Frauen
heißen alle OIDE.
Das lustigste in Bayern ist die Sprache. Manche können
deutsch, aber nicht alle. Der Ort, wo wir in einer
Pension gewohnt haben, war da, wo Bayern "Oberpfalz"
heißt und da ist die Sprache echt krass. Als wir einmal
gewandert sind, sind wir an einem Bauernhof
vorbeigekommen und davor saß ein alter Mann auf einer
Bank, aß ein Stück Torte und trank dazu eine Flasche
Bier. Mein Vater sagte zu ihm, daß schönes Wetter ist
und der Mann meinte:
"Loumameirouh !"
Das heißt wahrscheinlich "Guten Tag!"
Ich wollte es gleich ausprobieren, ob ich die Sprache
auch kann und sagte zu dem Mann: "Loumameirouh". Er
blickte aber sehr böse und sagte zu mir:
"Saubougejbloßzou!" Da sagten wir lieber nichts mehr
und gingen weiter, weil wir ihn nicht reizen wollten.
Der Mann stand dann auf und stöhnte und sagte:
"Doubougescheißdizouh!"
Das heißt wahrscheinlich "Tschüß" oder so.
Gut gefallen haben mir in Bayern auch die Feste.
Irgendwo ist immer eines. Da sitzen dann die Bayern
und trinken Bier aus gläsernen Eimern, die sie "Maß"
nennen. Die Frauen haben kleinere Eimerchen, die
heißen "Halbe". Normale Gläser gibt es nur für Kinder
oder ganz alte Frauen.
Wenn die Bayern einige Eimer Bier getrunken haben,
schlafen sie ein oder sie reden in einer Geheimsprache,
die man nicht versteht. Es sind nur sehr kurze Wörter,
und mit diesen reizen sie sich gegenseitig, bis sie
raufen. Auf dem Fest, bei dem wir waren, konnte man
dies sehr schön beobachten. An unserem Nachbartisch im
Bierzelt saßen einige Bayern mit ihren Eimern. Zuerst
lachten sie und guckten zu uns herüber. Einer von Ihnen
konnte sogar italienisch, denn er sagte zu meiner großen
Schwester immer:
"divegldiano !" Sie verstand ihn aber nicht, weil sie
nicht italienisch spricht.
Die Bayern sind richtig lustig, wenn sie sich gegenseitig
beleidigen. Das gefällt ihnen scheinbar sehr. Als mein
Vater und ich einmal in unserem Urlaubsort in der
Dorfmetzgerei einkauften, kam ein Bayer herein und sagte
zum Metzger: "Servus Hans, du oida Hunzkrippe!"
Da lachte der Metzger und sagte: "Habe die Ehre Sepp,
Du Saubär du greislicher!" Sepp, der Saubär freute sich
sehr über diese nette Begrüßung. Als noch ein weiterer
Bayer hereinkam, wurde die Stimmung immer besser. Er
begrüßte die anderen beiden mit einem herzlichen: "Ja,
do schau her, da Sepp und da Hans! Griaß eich, ehs
Schlawiner, ehs elendigen!" Auch Hans, der Hunzkrippe
und Sepp der Saubär begrüßten den Neuankömmling und
riefen: "Ja griaß de Franz, oida Suffbeidl, stinkerter!"
Franz Suffbeutel war total begeistert und lachte über
das ganze Gesicht.. Dann sagte Sepp, der Saubär zu Hans,
dem Metzger bzw. Hundskrippe: "Hä Hans, gib ma amoi drei
Boor vo Deine greislichen Pfälzer, Du Leitbscheißer, Du
windiger!" Metzger Hans meinte dazu: "Für Dein Sau-mogn
taugns allwei no, Du gschwoikopferter Bauern-fünfer, Du
staubiger! Bulldogmißhandler, grausamer!"
Es gibt scheinbar nichts Schöneres für einen Bayern,
als beleidigt zu werden, denn sowohl Hans, der
Leutebescheißer, als auch Sepp, der Saubär und
Bauernfünfer und Franz Suffbeutel waren in einer
Super-Stimmung und lachten herzhaft. Mein Vater sagte
zu mir: "Pass auf Torsten, jetzt mache ich auch mit
bei dem Spaß!"
Dann sagte er zum Metzger: "Geben Sie mir bitte hundert
Gramm von Ihrer verfaulten Salami, Sie Vollidiot!"
Plötzlich lachte keiner mehr und alle sahen meinen
Vater böse an, sogar die alten Frauen, die im Laden
waren. Der Metzger sagte mit finsterem Gesicht:
"Schaug bloß, daß'd weida-kimmst, Du Preissnschädl,
Du gfotzerter!" Das habe ich zwar nicht genau verstanden,
aber es hörte sich nicht gut an, und wir verließen ohne
Wurst die Metzgerei.
Wahrscheinlich ist "Vollidiot" eine Beleidigung, die die
Bayern nicht kennen, und deshalb freuen sie sich nicht
darüber.
Sonst war es in Bayern sehr schön und ich habe mich sehr
gefreut, denn ich durfte abends immer mit vier Jungs aus
dem Dorf Fußball spielen. Ich habe mir extra die Namen
der Jungs notiert, damit ich ihnen nach dem Urlaub
schreiben kann. Sie heißen Üzügül, Sladec, Abdullah und
Ferdl.
So, das wars.
Ich freue mich schon auf den nächsten Urlaub in Bayern,
weil Bayern ist voll cool. Vorher kaufe ich mir aber
noch ein Wörterbuch.