Hallo Diandra,
auch wenn ich zu vielen Problemen innerlich andere Grundüberzeugungen als du entwickelt habe, brauchst du dich nicht sorgen, dass ich dir Vorschriften mache wie du dieses oder jenes zu sehen hast.
Ich habe dahingehend keine Sorgen ... Sorgen fühlen sich anders an ...
Aber hier in diesem Forum fühle ich mich schon berechtigt mich auch kritisch zu äußern oder mein Befremden über das Verhalten oder über innere Einstellungen von anderen Forumteilnehmern Ausdruck zu geben.
Niemand wird von mir je gezwungen werden meine Meinungen zu übernehmen und jeder darf natürlich auch meine Meinungen kritisieren.
Was wir hier im Forum an Meinungsäußerungen abgeben, hat deswegen auch nichts mit der Bundesregierung oder der Firma Grünenthal zu tun. Auch wenn ich glaube, dass Grünenthal hier gelegentlich mitliest.
Nun zu meiner Kritik an deinen Äußerungen.
Du schreibst:" Ich definiere mich nicht über Hobbys. Hobby ist Freizeit." Und an anderer Stelle:" OV, BV, der ganze Kram hat nichts mit Freizeit zu tun." Und du möchtest deinen privaten Rahmen dahin tragen wo es dir sympatisch ist.
Ich sage dazu nun meine Meinung. Deine Aussagen sind himmelschreiend spießig für mich. Du hast eine scharfe und ich meine eine typisch deutsche Trennlinie gezogen und sagst dies gehört auf diese Seite der Linie und dies gehört auf die andere.
*hüstel* sorry, aber wir haben 30 Jahre lang Kaffeeklatsch gehalten und uns über unsere Hobbys und unser Privatleben ausgetauscht - ich glaube, jetzt steht etwas anderes wichtigeres absolut im Fordergrund - und das soll uns ja alle treffen, nicht nur den einen oder anderen ...
Der im negativen Sinne "typisch Deutsche" würde das auch tun. Er würde z.B. nicht wie ein Grieche auf einem Bänkchen vor seinem Hause sitzen um mit den vorbeigehenden Passanten zu kommunizieren, sondern er würde seine Gartenbank in dem Hintergarten aufstellen damit er seinen "privaten Rahmen" dort ausleben kann. Diese Trennung des "privaten Rahmen" vom Leben und Arbeiten halte ich gesamtgesellschaftlich für viel mehr schädlich als nützlich denn es führt früher oder später zu Vereinsamungen und Burn-Outerkrankungen von vielen Menschen.
Es wird nix nutzen, die Bank nach vorn zu setzen - öhm nicht nur ich bin typisch deutsch ... ich lebe ja in typisch Deutschland. Außerdem kommuniziere ich den ganzen Tag - über Tel., über viele Kolleginnen und Kollegen ... abends mag ich nicht mehr kommunizieren. Nur noch mit Freunden und Familie und das auch nicht immer.
Oder ein anderes Beispiel. Bei meiner Arbeit als Pfleger setze ich seit 20 Jahren auch immer wieder mein Hobby ein indem ich bei Patienten an ihrem Krankenbett sitze und ihnen vorspiele.
Es gab früher Kollegen, die dies unprofessionell hielten und auf die Trennung von privaten Vergnügen und pflegerischen Aufgaben drängten.
Am Ende einer längeren Streitphase war aber allen klar, dass meine Arbeitsmethoden die klar besseren Arbeitsergebnisse erzielten, denn ich wurde einfach weniger oft krank als meine Kritiker und den Patienten gaben meine Methoden mehr Zufriedenheit und Ruhe.
Meine etwas unorthodoxen Arbeitsmethoden konnten sich so auch gegen extrem spießige Ansichten durchsetzen weil einfach meine Freizeit- und Hobbyqualitäten erkennbar meine Arbeitsqualitäten anhoben.
Hm ... ich möchte das Gesicht der KollegInnen sehen, wenn ich zukünftig erst ein Gitarrensolo einlege bevor ich Terminanfragen bearbeite oder wenn ich erst das Kapitel im spannenden Buch zu Ende lesen möchte ... es gibt halt auch Stellen, wo man Privatleben mit dem Beruf eben nicht mischen kann.
Ich spiele wöchentlich trotz meines Vollzeitjobs rund 20 Stunden Gitarre und entwickle aufgrund der Masse der Übungsstunden natürlich irgendwann eine gewisse Qualität in meinem Hobby. Ich rate dringend allen Menschen dazu ihre in ihrer Freizeit erworbenen Fähigkeiten auch jenseits der gedachten Freizeitlinie einzusetzen. Alle Menschen haben dann etwas davon.
Nicht jeden interessiert die Dressur der Katze, das Häkeldeckchen, den knallbunten Strickpullover oder das Karaokesingen ... man kann es auch als aufdringlich empfinden, wenn jemand meint, er müsste das ständig in die Arbeitsstunden einbauen. Was Du da so praktizierst, hat eben mehr einen südländischen Tatsch. Ich palavere eben nicht gern. Ich unterhalte ich mich aber gern hier und da, wenn es signalisiert wird. Ansonsten kann ich auch gut mal die Klappe halten ... das wird dann auch an einem geschätzt.
Liebe Diandra,
dein Satz: "Hobby ist Freizeit." redet Hobbys und Freizeit klein. Die freie Zeit, die wir haben ist nach meiner Meinung aber ein gewaltiger Schatz aus dem viel Gutes entstehen kann.
Den ich nach gutdünken auch hüte und liebe, den ich aber nicht jedem aufdränge und der nicht überall hingehört. Das ergibt sich eh von selber, ich muss da nicht drauf hinarbeiten und mich durchsetzen, nur weil ich anderer Meinung bin. Ich schätze nämlich auch die Meinung anderer und akzeptiere auch gerne mal.
Das wir natürlich hin und wieder auf Menschen stoßen werden, denen wir nicht so symphatisch erscheinen, sollte auf keinen Fall dazu führen unsere Freizeitschätze nur im allerengsten Privatrahmen zu offenbaren.
Glaube mir, niemand möchte mich singen hören oder einer langen Rede von mir folgen. Ich werde mich also nicht in einen großen Park stellen und die Leute "begeistern". Nicht jeder legt Wert darauf, ein unglaubliches oder arbeitsintensives Hobby vorweisen zu können. Mir reicht es, wenn ich mit Leuten ins Gespräch komme und dabei merke, dass dieses Gespräch für beide Seiten sehr entspannend und nett war. Ich brauche kein "Hobby" um wahr- und ernstgenommen zu werden. Und mein Zwerchfall sagt mir oft - genug gelacht für heute - ich brauche eine Pause
Liebe Grüße
Ibuki
P.S.: Wenn OV, BV usw. keine Freizeit sind, sollte man nicht dann den jeweiligen Leitern der Verbände für ihre Arbeit auch Gehälter zahlen, wie z.B. den Führern von Gewerkschaftern oder Arbeitgeberverbänden?
Mir der entsprechenden Ernsthaftigkeit und FÜR das WOHL der jeweiligen Gruppen, gerade in arbeitsinteniven Zeiten - ja natürlich ... schlussendlich wäre man dankbar, wenn mal wieder zum Wohle ALLER und nicht nur zum Wohl derer, die sich ja so aufopferungsvoll ....