Rose könnte sterben. So einfach wie Jimmy, der im selben Waisenhaus in Burundi lebte wie Rose jetzt, in Centre Uranderea. Er starb vor zwei Jahren an einem angeborenen Herzfehler. In Deutschland wäre er nach einem Routineeingriff geheilt gewesen, sagten deutsche Ärzte. In Burundi können Ärzte meisten nur routiniert zuschauen, wenn Kinder sterben. Rose ist 16, sie leidet an einer seltenen Blutkrankheit und das ist zugleich ihr Glück: Die Heilungschancen seien sehr hoch, berichtet Philipp Ziser. Ziser ist ein deutscher Freiwilliger, der in dem Waisenhaus arbeitet und den Roses Schicksal in ein moralisches Dilemma gestürzt hat - so wie Tausende Helfer in Entwicklungsländern.
Roses Überleben hänge von einer Chemotherapie in Deutschland ab, berichtet Ziser. Sogar eine Zusage für einen Therapieplatz gebe es schon: "Die Uni-Klinik Freiburg will uns helfen, die Ärzte geben Rose eine Chance von 90 Prozent, dass sie gesund wird." Doch Rose ist nur ein Kind von vielen im Waisenhaus von Bujumbura, Burundis Hauptstadt. Ihre Behandlung würde 50 000 Euro kosten - ein Vermögen, mit dem der Euskirchener Hilfsverein Burundikids viel Gutes für die anderen 70 Kinder im Heims tun könnte.
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Ein Blog über den Alltag
Ziser schreibt seit seinem ersten Tag in Afrika ein Blog, informiert seine Familie, Förderer und Freunde des Vereins über seinen Alltag. Seine Beschreibung von Roses Schicksal ist zugleich ein Kampf mit sich selbst: "Rose wird sterben. Wenn nichts passiert. Aber was kann ich für sie tun? Familie hat sie nicht. Bis auf ihre jüngere Schwester Claudine, 14, mit der sie bei uns im Heim wohnt. Ich liege nachts wach und frage mich, warum das nicht möglich sein soll. Es macht mich wütend - dass es wieder einmal nur am Geld liegt. Geld. Geld für Rose."
Burundi liegt im Herzen Afrikas und hat, wie das Nachbarland Ruanda, Mitte der 90er Jahre einen blutigen Bürgerkrieg erlebt. Dass dies in Europa kaum einer weiß, liegt daran, dass das Land wirtschaftlich kaum eine Bedeutung in der Region hat und eine noch geringere für die Welt.
Der Verein Burundikids nimmt in Bujumbura die Waisen des Bürgerkrieges auf, aber auch Kinder aus den Hungerregionen. Mit rund 40 Euro im Monat können die Helfer einem Kind das Überleben sichern. Immer wieder drängen Ausnahmefälle - wie Roses Krankheit - den Helfern aber qualvolle Fragen auf: Warum soll das Mädchen nicht gerettet werden? Zisers Antwort darauf ist nun im Internet: www.rose-soll-leben.de
Aufbau im Land ist wichtig
"Solche Hilferufe für Einzelfälle können sinnvoll sein, wenn zum Beispiel eine medizinische Behandlung nur in Deutschland möglich ist", sagt die Vorsitzende des Verbandes Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen, Claudia Warning. Doch die Kernaufgabe von Entwicklungsorganisationen bleibe, die Rahmenbedingungen in den Entwicklungsländern zu verbessern.
Das versucht auch der Verein Burundikids in Bujumbura, indem er zum Beispiel Jugendliche in verschiedenen Berufen ausbildet. Rose aber braucht einfach nur eine komplizierte Behandlung. Davon trennen sie derzeit nicht nur die mehr als 6000 Kilometer zwischen Bujumbura und Freiburg, sondern vor allem das fehlende Geld. Mittlerweile seien es noch 30 000 Euro, sagt Ziser. Eine 20 000-Spende hätte "Ein Herz für Kinder" zugesichert.
Zisers Blog im Internet liest sich - trotz der Einträge über Hunger und Gewalt - wie eine Liebeserklärung an das Leben und den Kampf darum. Roses Leben ist zurzeit sein wichtigster Kampf. "Und es macht mir sehr zu schaffen, mich dafür verantwortlich zu fühlen", schreibt der junge Deutsche.
Es scheint, die letzte Entscheidung dieses Kampfes steht an. Roses Zustand verschlechtert sich. Doch sie könnte weiter leben, so wie viele kranke Kinder ihres Alters in Deutschland.
Weitere Infos: www.rose-soll-leben.de; Philipp Zisers Blog:
http://pziser.wordpress.com
Spendenkonto: Katholische Kirchengemeinde St. Godehard, Toenisvorst , Stichwort: "Rose", Kto. 125 50 70, BLZ 320 603 62 , Volksbank Krefeld.