20.06.11, 09:03:20
Diandra
Carla wird wach, es ist 6.30 Uhr. Die Toilette ruft, der Pflegedienst kommt erst in einer Stunde.
Carla dreht sich mühsam auf den Bauch, damit sie überhaupt hoch kommt; es fällt ihr sehr schwer, in den Rollstuhl zu kommen. Trotzdem ist sie froh, dass sie das noch schafft. Nicht auszudenken, wenn sie jetzt über Nacht noch Windeln verpasst bekommt. Nein, dass will Carla nicht.
Endlich im Bad. Jetzt wirds schwierig. Liebe Leser, haben sie schon einmal versucht, im sitzen die Unterhose runterzuziehen ? Dazu gehört eine Menge Geschick. Carla müht sich ab. Endlich, Erleichterung macht sich breit. Carla muss an ihren Arzt denken, wie so oft. Er schimpft immer mit ihr, weil sie so oft Bakterien in der Blase und eine Blasenentzündung hat.
Liebe Leser, haben sie schon mal versucht den Po mit Toilettenpapier abzuwischen, wenn sie ihn nicht einen cm von der Toilettenbrille hochheben können ? Von vorne nach hinten geht nicht.
Endlich wieder im Rollstuhl. Jetzt heißt es warten ...
Nach 30 Minuten ist der Pflegedienst da. Ein mürrischer Hendrik steht im Türrahmen. Du hast gestern geduscht - heute wird nur gewaschen. Eine Alkoholfahne und schlechte Laune umwehen Carla. Katzenwäsche, anziehen - fertig.
Hendrik schiebt Carla in die Küche. Ein oder zwei Scheiben Brot ? Carla überlegt. Das dauert Hendrik zu lange. Er schmiert eine Scheibe Brot, packt Wurst drauf, schneidet die Scheibe durch - fertig. Carla würde liebend gern wenigstens noch einen Apfel dazu haben. Traut sich aber nicht zu fragen - Hendrik sieht arg genervt aus.
Hendrik ist auch sehr schusselig. Er weiß, das Carla nur mühsam vorne ans mittlere Fach im Kühlschrank kommt. Heute hat er Brot, Butter und Wurst wieder nach oben gepackt.
Endlich ist Hendrik weg - aufatmen.
Carla überlegt, was sie den Tag über machen könnte. Ah heute kommt die nette Dame, damit wir einkaufen gehen können.
Carla schaltet den Fernseher an. Langweilig.
Carla schaltet dann doch lieber das Radio ein. Musik tut der Seele gut. Carla würde jetzt gerne durch die Wohnung tanzen. Es läuft ihr Lieblingslied.
Carla schaut sich um. Der Zeiger auf der Uhr rückt nur langsam vorwärts. Carla fände es schön, wenn sie so ein großes Puzzle hätte. Das würde ihr Spaß machen - aber sie schafft höchstens die Umrandung - zur Mitte hin kann sie es nicht selber zusammenpuzzeln.
Carla liest auch gerne. Von fernen Ländern, Liebe, Familie - aber in die Bücherei kommt sie selten und Taschenbücher selber zu kaufen gibt das Etat selten her. Das gönnt sich Carla, wenn sie Geburtstag hat oder an besonderen Feiertagen. Das ist ihre kleine Freude. Nur gut dass es die nette Nachbarin oben im Haus gibt. Sie schenkt Carla hin und wieder ausgelesene Zeitungen und Taschenbücher.
Die Zeit vergeht langsam.
Carla schaltet den Fernseher wieder ein.
Carla fährt zum Fenster und will rausschauen. Sie sieht die Fenster gegenüber, die Tauben auf dem Dach, die Antennen, den Himmel und eine grüne Baumspitze. Carla würde gerne sehen was so auf der Straße los ist, leider sind die Fenster so hoch angesetzt, dass Carla nicht runterschauen kann.
Carlas Unterleib rumort. Oh nein - nicht heute. Carla muss ins Bad. Wie gerne würde Carla einfach einen Tampon nehmen - fertig. Geht leider nicht. Carla kann das nicht alleine und wenn man den ganzen Tag nur sitzt, dann ist so ein Tampon äußerst unangenehm. Also benützt Carla Binden. Eigentlich eine Sauerei, die Toilettenbrille ist immer mit Blut beschmiert. Die Unterhose auch, vom Rock ganz zu schweigen - die Binde verrutscht ständig, wenn Carla im Rollstuhl hin und her rutscht.
Das gibt wieder strenge Blicke vom Pflegedienst heute abend.
Sie wissen, dass Carla das nicht extra macht, trotzdem schimpfen sie, weil es Mehrarbeit bedeutet.
Carla muss sich beeilen. Gleich kommt die nette Frau, die immer mit ihr einkaufen geht. Carla setzt sich in den E-Rollstuhl. Die nette Frau ist da und man geht/fährt gemeinsam zum nächsten Supermarkt.
Carla schaut auf die Leute die ihr entgegenkommen. Sie wird angelächelt, mitleidig betrachtet, Kinder sind neugierig und stellen Fragen. Ein Schäferhund fürchtet sich vor dem Rollstuhl und fängt laut an zu bellen. Ein alter Mann geht kopfschüttelnd an Carla vorbei. Jugendlich kichern und zeigen mit dem Finger auf Carla. Carla schämt sich ein bißchen, weis aber eigentlich nicht - warum ??
Sie kommen an einer Eisdiele vorbei. Die Sonne lacht und Carla würde gerne ein Eis essen oder einen Kaffee trinken. Die nette Dame mag aber heute kein Eis und keinen Kaffee. Carla wird nicht gefragt, ob sie trotzdem gerne ein Viertelstündchen dort sitzen möchte.
Im Supermarkt sind die Gänge recht eng. Carla braucht viel Geschick, um die Waren und Regale nicht anzuecken. Kundinnen und Kunden sind genervt wenn Carla den Gang blockiert. Man hat es doch eilig.
Carla sieht viele schöne Sachen. Carla würde gerne das eine oder andere kaufen um sich eine kleine Freude zu machen. Schnell ist der Wocheneinkauf für Carla erledigt.
Die nette Dame verstaut den Einkauf in Schränke und Kühlschrank. Carla bittet sie, den Joghurt ins mittlere Fach ganz nach vorne zu stellen.
Carla hat Durst und bittet die nette Dame, ihr noch eine Flasche Sprudelwasser zu öffnen.
Dann ist Carla wieder alleine.
Carla macht den Fernseher an und wartet auf den Pflegedienst.
Heute kommt die junge Frau, mit den lustigen Grübchen. Leider hat sie es sehr eilig. Ist mal wieder im Verkehrsstau hängen geblieben und es warten noch ein paar Pfleglinge.
Schnell wird das Abendbrot auf den Tisch gestellt, Carla nachtfertig gemacht und die mißbilligenden Blick, welche im Bad auf die Toilettenbrille fallen, sieht sie auch.
Sie schämt sich wieder, weiß aber eigentlich nicht - warum ??
Es ist abend - Carla ist wieder alleine. Das Telefon hat nicht einmal geläutet.
Carla schaltet den Fernseher wieder ein.
Carla ist müde und fährt zum Bett.
Carla schließt die Augen und träumt ...träumt von einem lustigen und bunten Leben, träumt davon, wie sie mit ihren Kindern im Garten rumtobt, wie sie den kleinen Hund mit dem bunten Ball neckt, wie sie die Katze streichelt, wie ihr Mann sie mit liebevollen Blicken betrachtet und sie irgendwann liebevoll in den Arm nimmt.
Carla träumt von Reisen, Sonne, Meer, Wind und Menschen, die mit freundlichen Augen ihr Glück betrachten.
Carla wünscht sich nichts mehr, als dass die Fa. Grünenthal und die Bundesregierung eine Lösung für Carla finden, eine Lösung, die es ihr erlaubt mit einem dicken finanziellen Polster annähernd so leben zu können, wie der Familienclan der Wirtz ständig lebt. Sie haben Geld im Überfluss - sehen sich aber nicht in der Lage, Carla zu helfen.
Dabei hat Uropa Wirtz dieses Drama doch kreiert ...
20.06.11, 09:56:07
tomdethleff
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Den Schwerstgeschädigten wie hier in diesem Fall muss unkompliziert, finanzieell unabhängig und menschlich bzw. sozial geholfen werden. Wenn nicht, ist das zum heulen.
Lieben Gruß
Tomdethleff
20.06.11, 10:16:02
tomdethleff
Es kommt nicht auf die Schadenspunkte an.
Trotzdem muss hier jetzt und schnell geholfen werden.
Die Missstände müssen aufhören. Denn wenn es so weiter geht,
ist das kein würdevolles Leben mehr.
Ich appelliere an die Menschlichkeit. Die BRD und die Fa.
G. sind gefordert endlich zu handeln und das im contergan-
spezifischen Sinne. Damit auch
alle zufrieden sind.
Lieben Gruß
Tomdethleff
20.06.11, 10:44:15
Diandra
Was ist, wenn Carla nur 60 Schadenspunkte aufgelistet bekommen hat ??
Dann zählt sie nicht zu den Schwerstbehinderten ... und trotzdem muss sie so leben ...
Falls es diese Carla wirklich gibt (und nicht von dir als Beispielfigur erfunden wurde) müsste sie mindestens 80 Punkte haben.
amko
Bemerkenswert, dass gleich wieder gerechnet wird.
Das ist unser Problem - der Fokus liegt nicht auf Carla, sondern der Fokus sollte beim Wirtz-Clan liegen. Wenn man aufzeigt, was er verbockt hat, was er zulässt und wozu er sich herablässt, dann ist das eine traurige Tatsache.
Darüber spricht niemand.
Und wir fangen wieder an zu rechnen :rolleyes:
Man versteht nicht wirklich ... gell ??
Diandra
20.06.11, 11:27:15
amko61
nein amko!
ursprünglich 60 punkte, da hat schon keine beine mehr und dann noch ein paar klitzekleine folgeschäden im schulterbereich und dann sind wir bei dieser szene, ablolut im bereich des möglichen, lg lia
Richtig, Lia, das betrifft Contis mit kurzen/keinen Beinen und langen Armen oder auch umgekehrt.
Aber "Carla" kann auf der Toilette nicht ihren Po hoch genug heben, was bedeutet, dass sie sich weder mit den Beinen noch mit den Armen abstützen kann. Das wäre aber möglich, wenn nicht alle 4 Gliedmaßen zu kurz wären.
Selbst ich habe deutlich über 80 Punkte und bin wesentlich mobiler als "Carla".
amko
20.06.11, 11:44:03
lia
nein amko, dass siehst du falsch,
weil die fiktive carla wahrscheinlich etwas übergewichtig ist und die schultergelenke können so schmerzhaft sein, dass du damit nicht mehr belasten kannst und somit die tranfers zu einem großen problem werden können, ich weiß das weil ich das problem schon hatte damals vor 3 jahre ,keine kraft um sicher bestimmte bewegungen ausführen zu können. da ich aber nicht übergewichtig war habe ich tricksen können, eine art rutschen, aber das machst du nur wenn du grundsätzlich ein sehr sportlicher menschbist und ein guten gleichgewichtssinn hast, sonst sicher nicht.schließlich musst du über die rollstuhlkante auf die andere sitzgelegenheit.
wie gesagt ein kleiner abnriß im schultergelenk reicht und die ganze selbstständigkeit ist dahin, und bedenke wir fahren seit jahrzenhzente rollstuhl, das schultergelenk ist ein großes problem, außerdem meistens auch falch angelegt, wie die übrigen armgelenke auch. ich habe keine einziges anständiges großes körpergelenk, und ich bin bestimmt kein einzelfall.die problematik der transfers kam im forschungskatolog mit keinem wort zur sprache, ich denke das berührt aber viele urängste der rollifahrer) das einzige was ich nicht so ganz verstehe warum sie sich das butterbrot nicht selber machen kann.(aber ist das wichtig) lg lia