2017 - Die Überwindung der Entfremdung -

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22.11.13, 10:46:44

Ibuki

Liebe Diandra,

du fragst einen Menschen ob es wert sei für sein Tun (ich nenne es meine Kunst) seine Familie aufs Spiel zu setzen.

Das ist es natürlich in jedem Fall wert. Meine kleine Kunst macht ja nichts anderes als mein Inneres nach außen zu bringen.

Jeder Gefängnisinsasse darf tun was ich tue, auch er darf versuchen sein Inneres auszudrücken. Wenn sich dann herausstellen sollte das diese Kunst dem Zellengenossen anwidert, soll der doch einen Versetzungsantrag stellen.

Wenn ich mir dann die weitere Situation vorstelle, dass beide ehemaligen Zellengenossen vielleicht noch 25 Jahre im Knast leben müssen, wäre eine frühzeitige Trennung des Wohnraum für beide das beste.

Vielleicht kommen aber die beiden Gefangenen bei Hofgängen oder ähnlichen Aktivitäten wieder zusammen und finden eine Ebene des Respektes füreinander der für alle im Gefängnis fruchtbar ist.

Für mich ist eine Ehe etwas heiliges. In ihr kann man Tugenden wie Treue und Liebe ausleben. Aber für mich ist es auch heilig, die mir von Gott gegebenen Möglichkeiten zu entwickeln. Ich wäre lieber Tod als darauf zu verzichten.

Und so meine ich, eine räumliche Trennung ist erst mal für alle das beste.

Sicher werde ich in meinen Bemühungen auch immer wieder Fehler machen, zu lange Briefe oder zu wenige oder zu viele schreiben.

Der Trick ist aber, hinterher werde ich klüger sein und meinen Stil anpassen. Vor Fehlern habe ich eigentlich keine Angst, sie sind ein wichtiges Instrument um zu lernen.

Letztendlich wäre ich sogar mit einem totalen Scheitern aller meiner Bemühungen einverstanden, wenn ich daraus nur genügend interessante Lernerfahrungen sammeln könnte.

Liebe Diandra,
vor über 15 Jahren habe ich mich mal gefragt was pflegerische Energie ist. Und diese Frage habe ich mir so beantwortet.

Pflegerische Energie ist die Summe der Übungsstunden multipliziert mit dem Quadrat der Lerngeschwindigkeit.

Diese Formel habe ich immer mal wieder in meinem Berufsleben verglichen mit meinen Erfahrungen als Pfleger. Und jedesmal stellte ich fest. Ja, die Formel stimmt - derjenige, der mehr gelernt hat, hat größeren Einfluss auf die Patienten und kann seine Arbeit leichter bewältigen.

Und weil eben ich derjenige bin, der soviel lernt, habe ich auch so viel Energie das mich auch eine räumliche Trennung von meiner Frau nicht von meinem Kurs abbringt.

Liebe Grüße

Ibuki






22.11.13, 12:17:33

lia

dann wünsche dir mal viel für deinen neuen Lebensweg, irgendwie scheint einiges an dir abzuprallen. lg lia
22.11.13, 12:29:20

Diandra

Zitat von Ibuki:


Für mich ist eine Ehe etwas heiliges. In ihr kann man Tugenden wie Treue und Liebe ausleben. Aber für mich ist es auch heilig, die mir von Gott gegebenen Möglichkeiten zu entwickeln. Ich wäre lieber Tod als darauf zu verzichten.



Ah ich verstehe - Du liebäugelst mit Deinem "verzicht-reichen" und "mühevollen" Weg ein Heiliger zu werden :D
Das dabei andere Menschen auf der Strecke bleiben ist dann also eher gottgewollt :confused:

:rolleyes: scheinheilig wird wohl nie nicht heilig :D

Ich bin dann mal wieder weg ....

*pfeifen*
22.11.13, 22:29:27

Ibuki

Hallo Diandra,

niemand bleibt auf der Strecke. Es war ihr Vorschlag uns zu trennen. Natürlich hoffe ich das sie irgendwann etwas Klugheit gewinnt und wir wieder zusammen kommen. Sie wird jetzt, so hoffe ich, eine Reihe von Interessanten Erfahrungen machen wie so das Leben ohne mich verläuft. Und ich mache ja auch interessante Erfahrungen ohne sie. Daraus kann sich doch etwas sehr schönes für uns beide in der Zukunft entwickeln. Irgendwann haben wir uns viel zu erzählen. Ich freue mich schon darauf.

Manche hier im Forum scheinen ja die geborenen Pessimisten zu sein. Könnt ihr euch noch an die Diskussion mit dem Contergandenkmal erinnern.

Die Stimmung hier im Forum war voll von Schwarzmalerei wie Grünenthal sich mit 5000 Euro für`s Denkmal aus der Verantwortung stehlen will.

Ich sah das von Anfang an viel positiver und die Entwicklung hat mir recht gegeben. Das Denkmal bewirkte nach meiner Erinnerung über 200 Zeitungsberichte über die Contergankatastrophe und Grünenthals schlechter Umgang mit uns war auch fast überall Thema.

Diese Entwicklung war von mir als Optimist genauso vorhergesehen worden. Das sich aber so kurz darauf die Renten derartig steigern würden, hätte sogar ich nicht geglaubt. Aber man lässt sich ja gerne auch mal positiv überraschen.

Ich werde bis ans Ende meiner Tage meinen Ehering tragen aber auch genauso lange versuchen Gitarre zu spielen. Da bleibe ich mir und meiner Frau gegenüber treu und ich glaube das ist auch für alle am Ende das beste so. Krisen darf es in einer langjährigen Ehe auch mal geben dürfen - davon lässt sich mein Optimismus nicht besiegen.

Liebe Grüße

Ibuki
22.11.13, 22:41:55

Ibuki

geändert von: Ibuki - 22.11.13, 22:43:44

Liebe Leute,

beim Gitarre üben ist mir heute noch eine wichtige Resonanz eingefallen die kürzlich eintrat.

Im Vorfeld meines Briefes habe ich mir überlegt aus taktischen Gründen einen Gitarrenkurs im Bielefelder Haus der Kirchen zu buchen. Und in diesem halben Jahr des Unterrichts haben sich auch so manche Resonanzen gebildet.

So glaube ich, das mein Gitarrenlehrer von mir das eine oder andere bereits gelernt hat.

So kannte er z.B. noch nicht das Stück "Air" von Bach als Gitarrenversion. Ich habe ihm die Noten gegeben und er hat das Stück auch schnell gelernt. Und vor einer Woche hatte er Gelegenheit das Stück im Rahmen eines Konzertes auch öffentlich aufzuführen. Er schätzt das 3- bis 400 Menschen im Publikum saßen.

Für mich wäre ein solches Publikum noch deutlich zu groß. Aber ich werde wachsen und mir dieses in wenigen Jahren auch zutrauen, denn wirklich viel besser als ich spielt mein Lehrer das Stück nicht.

Auch er selbst sagte einmal er sieht mich zu sich auf Augenhöhe - auch wenn er natürlich in vielen Details noch viel mehr kann als ich. Aber bestimmte Lieder kann er nicht besser spielen.

Jedenfalls ich freue mich das meine Anregung an ihn 300 Menschen hören durften.

Liebe Grüße

Ibuki
09.12.13, 00:08:49

Ibuki

geändert von: Ibuki - 09.12.13, 00:14:48

Liebe Leute,

ein voller Monat ist nun nach dem Verschicken des Briefes vorbei und ich möchte kurz reflektieren was bisher geschehen ist.

Außer der Bezirksregierung Detmold hat nicht ein einziger der anderen angeschriebenen Adressaten zurückgeschrieben.

Das finde ich wirklich erstaunlich. Das die Mehrheit nicht zurückschreibt hätte ich erwartet, aber das praktisch niemand antwortet, sogar noch nicht mal mit irgendeinen Standarttext antwortet, finde ich sehr nachdenkenswert.

Sicher werden hier einige meinen, kein Wunder denn ich habe ja auch einen blöden Brief geschrieben. Ich sehe dieses Schweigen das mir entgegengeschickt wurde aber sehr entspannt und spüre darin viele kommunikative Möglichkeiten für den Brief, den ich nächstes Jahr schreiben werde und der deutlich kürzer ausfallen wird.

Eine weitere Sache, die sich nun nach einem Monat zeigt ist, das der Auszug meiner Frau von vor rund einem Monat eine sehr gute Idee von ihr war. Denn so hatten wir beide Gelegenheiten neue Eindrücke zu bekommen und bereits zwei Wochen später zog sie wieder zurück. Denn Liebe und Sehnsucht nach dem Partner meldeten sich und wir beide hatten die letzten zwei Wochen viel harmonischer miteinander verbracht als in den Monaten zuvor. Eine kurze Trennung kann in einer langjährigen Partnerschaft durchaus Sinn machen, das kann ich nun als Lernerfahrung sagen.

Eine weitere Sache empfand ich im letzten Monat sinnvoll. Neben den offiziell angeschrieben Menschen, habe ich mir erlaubt auch drei weiteren Menschen meinen Brief zuzuschicken, bzw. ihn lesen zu lassen. Das ist jeweils ein Mensch aus meinem Familien-, Freundes-, oder Kollegenkreis.

Einer guten Freundin der Familie ist kurz darauf plötzlich ihre Mutter gestorben und sie musste sich Gedanken über die Trauerfeier machen. Und da sie nun auf der dem Brief beiligenden CD einen Eindruck von meinem Gitarrenspiel bekam, hatte sie die Idee ich solle auf der Trauerfeier einige Lieder auf der Gitarre spielen.

Gut 40 Menschen waren gestern bei dieser Trauerfeier anwesend und ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden.

Hier und da habe ich noch etwas gezittert, und auch mal einen kleinen Fehler gespielt, aber das am häufigsten gebrauchte Wort der Trauerfamilie zu meinem Spiel war "toll". Und ein Mann meinte zu mir, ich habe genau die richtige Stimmung verbreitet und sollte öfters auf Trauerfeiern spielen. Das Lob der Leute und auch des Bestatters und des Pastors freut mich. Hätte ich den Brief nicht geschrieben, hätte ich auch sicherlich keine Einladung zum Gitarrespielen erhalten.

Ab Mai werde ich mal einigen Bestattern in Bielefeld eine CD mit Liedern für Beerdigungen zukommen lassen. Und ich kann wahrheitsgemäß behaupten, dass ich ein erfahrener Musiker für Trauerfeiern bin, schließlich habe ich auch schon mal bei meiner Arbeitsstelle eine Trauerfeier musikalisch begleitet.

Nach nur einem Monat, finde ich, treten bereits mehrere wunderbare Resonanzen aus dem Brief in mein optimistisches Leben ein.


Liebe Grüße

Ibuki

18.01.14, 11:09:49

Ibuki

Liebe Leute,

seit meiner letzten Stellungnahme ist nun wieder mehr als ein Monat vergangen. Die Zeit schreitet voran und ich möchte nun hier kurz innehalten um nachzudenken.

Einmal im Monat etwas zu meiner Gedankenwelt und zu dem was ich erlebe, zu schreiben, ist, so glaube ich, für alle das Beste - denn so kostet mich das Niederschreiben nicht all zuviel meiner Zeit und auch Ihr, als (die wenigen) Leser, habt noch genügend Zeit für andere Dinge im Leben.

Vor gut einem Monat hatte ich ja die Gelegenheit auf einer Trauerfeier im Freundeskreis Gitarre zu spielen und bekam dafür viel Lob.

Nun habe ich darauf reagiert und mir überlegt einige Trauerlieder auf meiner Gitarre zu erlernen und im Mai eine CD an Bielefelder Bestatter zu schicken, mit der Hoffnung, das ich gelegentlich gegen Gage bei Beerdigungen einige Lieder spielen kann.

Das Lied "Unspoken words" von meinem Lieblingsgitarrenvorbild Per-Olof-Kindgren (PEO) habe ich mir schon einigermaßen gut beigebracht. Es ist erst kürzlich komponiert worden als PEOs Mutter im Sterben lag.

Hier könnt ihr es hören.
http://www.youtube.com/watch?v=QJjxkV5W38E

Für mich ist das ein sehr, sehr wertvolles Lied. Es wird für mich nicht nur im Kontakt zu Trauenden einsetzbar sein, sondern auch in meinem nächsten Brief bringt der Titel des Liedes das Wichtige in der Kommunikation auf den Punkt.

Bevor ich erkläre was ich damit meine, bitte ich euch nun das nächste Lied von PEO anzuhören. Auch dieses Lied werde ich lernen. Die ersten Takte kann ich bereits.

http://www.youtube.com/watch?v=pMs04DoXqzw


Liebe Leute,
der Leiter der Stiftung der evangelischen Kirche Bielefeld hat mir vor wenigen Tagen auf meinen Brief geantwortet und geschrieben das diese späte Antwort erst nun erfolgt weil sich der Vorstand der Stiftung nur alle zwei Monate trifft und erst kürzlich meinen Brief ausführlich besprochen hat. Er müsse mir leider mitteilen das der Vorstand sich entschieden habe die knappen Stiftungsgelder für andere Projekte zu vergeben und wünschte mir viel Glück.


Nun mag in diesem Forum der eine oder die andere glauben, das wär`s, mein kleines Kunstprojekt sei nun am Ende. Das sehe ich aber ganz anders.

Unspoken words - also die nicht gesprochenen Worte aus dem Antwortschreiben, das ist die wichtige kommunikative Botschaft, die mir übersandt wurde.

Herr Johner hat sich zum Beispiel nicht zu dem Verhalten meines für mich zuständigen Presbyteriums geäußert das ich in meinem Brief so energisch kritisiert habe. Er hat auch nichts über den Inhalt des Theaterstückes geäußert das ich vorstellte. Letztendlich hat er das gleiche geschrieben wie ein Behördenvertreter der Detmolder Bezirksregierung.

Dieses Bürokratendeutsch das Herr Johner in meine Richtung verwendet, halte ich für sehr wichtig. Denn im übernächsten Brief schreibe ich ja an hunderte Schulen und schildere verschiedensten Fachlehrern aber auch Schulsprechern dann meine Erfahrungen mit der evangelischen Kirche.

Das Bürokratendeutsch von Herr Johner wird dann das Paradebeispiel sein wie evangelische Kirche heutzutage tickt und wie unflexibel sie mit Kritik von außen umgehen kann.

Inhaltlich haben sich meine Überlegungen zu dem Theaterstück von 2017 deutlich erweitert. Neben den kleinen Grundkonflikt bezüglich meines Presbyteriums werde ich zwei weitere Konflikte in dem Theaterstück einflechten.

Zum einen, das die Leitung meines Heimatkirchenkreis Herford über Jahrzehnte alle Mitglieder der Kirche betrogen haben indem sie sehr viel Geld in eine schwarze Kasse verschoben haben. Es geht um rund 50 Millionen Euro - siehe Zeitungsartikel.

http://www.nw-news.de/owl/4187342_Spardiktat_trotz_Kirchenschatz.html


Und zum anderen werde ich in dem Theaterstück auch auf Homosexualität in der evangelischen Kirche eingehen, denn auch hier verstößt diese Kirche gegen ihre eigenen Regeln indem sie Homosexualität immer mehr akzeptiert und womöglich zukünftig sogar kirchliche Hochzeiten gleichgeschlechticher Eheleute zulassen wird.

Martin Luther wird sich in dem von mir gespielten Theaterstück reichlich über so einiges in der evangelischen Kirche aufregen und wird nur in den von mir auf der Bühne gespielten Gitarrenliedern etwas Ruhe finden können.

Liebe Grüße und ein verspätetes frohes neues Jahr wünscht


Ibuki


20.01.14, 14:34:17

sirod

:D Strassenseitenwechsel!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :)

Doris
20.01.14, 15:12:11

Hexe

Da bin ich bei Dir, Doris!

Wenn er jetzt hier anfängt gegen Homosexualität zu hetzen werde ich unglaublich ungemütlich!

Also Ibuki, ich warne Dich! Schreib' von mir aus weiter Deine Schwachsinnigkeiten aber bleib' von diesem Thema weg!

Liebe Doris,
herzliche Grüße
von der Hexe
20.01.14, 15:22:17

Zimmi

Zitat von Ibuki:


Und zum anderen werde ich in dem Theaterstück auch auf Homosexualität in der evangelischen Kirche eingehen, denn auch hier verstößt diese Kirche gegen ihre eigenen Regeln indem sie Homosexualität immer mehr akzeptiert und womöglich zukünftig sogar kirchliche Hochzeiten gleichgeschlechticher Eheleute zulassen wird.


Hallo Ibuki,
ich denke, das ist ein Thema, was in diesem Forum nicht auf Begeisterung stößt. Ich möchte dich bitten, das hier zu unterlassen.

Gruss Zimmi
 
 
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